Craft Conf 2019: Software zwischen Zügen und Bahnen

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Die Craft Conference 2019, ist eine Konferenz, auf die wir sehr gerne zurückblicken. Die Craft Conf, auch kurz Craft genannt, ist eine professionelle und inklusive Konferenz, die dieses Jahr im Mai in Budapest stattfand, und bei der sich alles um die neusten Technologien und Trends im Software Bereich dreht. Für unsere Software Entwickler stellt die Craft, insbesondere aufgrund der erstklassigen, internationalen Speaker, die jedes Jahr auftreten, ein Highlight dar.

 

Hier sind unsere Highlights von der diesjährigen Craft!

 

Robert Károly: Innovation ist nur möglich, wenn alte Vorgehensweisen nicht wiederholt werden

Mein Lieblingsvortrag war "Cultivating Architecture" von Martin Fowler und Birgitta Böckeler. Im Fokus stand die Strukturierung der Arbeit im selbstorganisierten Team, sowohl inhaltlich, im Bezug auf Architektur, als auch methodisch, im Bezug auf agile Entwicklungsprozesse. Im Kern war die Aussage, dass man Entwicklungsteams nur zur Selbstorganisation und gleichermaßen zur Verantwortungsübernahme ermuntert bekommt, wenn man sie loslässt und auf die Reise schickt, ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Verantwortung wird man nur für eigene Entscheidungen übernehmen, genauso wie man nur aus eigenen Fehlern lernen kann. Daher bedeutet Führung in diesem Falle primär, beratend und auf Nachfrage zur Seite zu stehen, sich jedoch nicht proaktiv in die Entwicklung einzumischen oder gar Entscheidungen zu fällen, die Dritte dann umsetzen sollen.

 

Dieser Tenor schlug auch bei anderen Vorträgen, wie z.B. "Why software architects fail - and what to do about it" von Stefan Tilkov, CEO und Principal Consultant bei INNOQ, durch. Er betonte, dass Teams soweit wie möglich autonom arbeiten können müssen, um maximalen Mehrwert generieren zu können. Dazu gehört auch, dass dabei gemachte Fehler als Selbstverständlichkeit gesehen werden, ebenso, wie das Reflektieren und das aus ihnen Lernen. Nur so entsteht auch Innovation. Oder um es mit den Worten von Adrian Cockcroft, VP Cloud Architecture Strategy bei AWS, zu sagen: "You don’t add innovation to an organization. You get out of it’s way!". Innovation ist letztlich nur da möglich, wo wir es eben nicht so machen, wie wir es schon unzählige Male getan haben.

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Die Keynote von Dave Snowden, Gründer und Chief Scientific Officer bei Cognitive Edge, zu "Cynefin" war ein weiteres Highlight für mich. Mit dem walisischen Wort, ohne hinreichend treffende Übersetzung, umschreibt Snowden einen "place of multiple belongings". Dieser lässt sich wohl am Besten mit dem Begriff "Heimat die man in sich trägt", ohne einen Bezug zu einem bestimmten Ort umschreiben. Diese Heimat umfasst auch unsere Vergangenheit und diverse häufig unterbewusste Einflüsse kultureller, religiöser, stammesgeschichtlicher oder geographischer Herkunft, welche maßgeblich darauf Einfluss haben wie wir Probleme für Lösungen finden. Um den Begriff herum hat Snowden ein Wissensmanagement Modell geschaffen, welches Probleme in unterschiedliche Kategorien von einfach, kompliziert, komplex bis hin zu chaotisch klassifiziert. Welche Lösungsansätze geeignet sind hängt dabei jeweils von der Einordnung eines Problems ab.

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Malte Schirmacher: Quanten - die Welt des Allerkleinsten

Einen etwas anderen Talk brachte Holly Cummins mit "Quantum Computing" auf die Bühne. Zu meinen persönlichen Highlights gehört auch "Evolutionary Architecture" von Neal Ford. Die Anforderungen an die Architektur einer Software sind sehr unterschiedlich und verändern sich im Laufe der Zeit gemeinsam mit den Anforderungen an die Software selbst. Um diese Evolution der Software gezielt und geordnet durchführen zu können braucht man vor allem klare Ziele, was die Architektur zu leisten in der Lage sein soll. Ein tolles Hilfsmittel können hier Fitness-Functions sein, die es erlauben zu prüfen, wie gut man an die gesteckten Ziel herangekommt und zu gewährleisten, dass man sich nicht wieder davon entfernt. Zudem gliedern sich diese Fitness-Functions in die existierende Testsuite nahtlos ein.

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Alexander Schefer: Weit mehr als nur Talks

Dies war meine erste größere Entwickler Konferenz und dann auch noch in einem Museum einer großen Technologie. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer aus den gehörten Vorträgen Favoriten auszuwählen. Ich kann mich da nur Robert und Malte anschließen und weitere Themen hinzufügen, die sich durch mehrere Talks durchgezogen haben, wie z.B. "Chaos Engineering/Development", "Continious Delivery/ Experimentation" oder die Tendenz zum Minimalismus im Code.

 

Zwei der Talks waren auch für mich als Frontendentwickler aus technisch-handwerklicher Sicht interessant. Der erste Talk war "The Upside Down of The Web - Video technologies" von Máté Nádasdi, Frontend Tech Lead Engineer bei IBM Watson Media, indem es um unterschiedlichste Videos und dabei um weit mehr als "nur" das Verwenden von Video-Tags mit einer URL zur Video-Ressource in HTML ging. Und der zweite Talk war "State of the Art User Interfaces with State Machines" von David Khourshid, Software Engineer bei Microsoft, der ein stabileres, kontrollierbare und adaptives UI durch die Verwendung von FSM (Finite State Machines) im Frontend vorstellte.

 

Neben den Talks waren auch die Gespräche mit anderen Entwicklern und Software-Engineers aus anderen Bereichen sehr interessant. Dabei kommt man ein wenig aus seiner eigenen (Filter-)Blase heraus und bekommt ein Blick auf die Softwareentwicklung aus anderen Blickrichtungen. Ich find auch sehr wichtig, dass bei solchen Veranstaltungen unsere Verantwortung gegenüber anderen Menschen und der Umwelt nochmal deutlich gemacht wird. Das ist den Veranstaltern ganz gut gelungen, ohne dass es penetrant war und als ein reiner Trend oder aufgesetzt wirkte.

Alexander Schefer

Die Craft 2019 bot uns wertvolle Insights und ermöglichte uns einen regen Austausch mit anderen Entwicklern. Wir blicken der Craft 2020 mit freudiger Erwartung entgegen.